Sonnenbrille im Schnee: Es ist keine Eitelkeit, sondern der einzige Weg, Schneeblindheit zu vermeiden

Sonnenbrille im Schnee: Es ist keine Eitelkeit, sondern der einzige Weg, Schneeblindheit zu vermeiden

Und doch hat diese Helligkeit einen Haken: Sie brennt. Wer im Winter ohne Brille rausgeht, spielt Roulette mit der Hornhaut. Das hat nichts mit Eitelkeit zu tun, sondern mit Physik und Biologie. Die Strahlen kommen von oben – und vom Boden.

Es war dieser klare Morgen, an dem die Luft so trocken war, dass die Schritte im Schnee knirschten wie Zellophan. Die Piste war noch leer, der Berg stand vor mir wie ein Scheinwerfer. Ich blinzelte, zog die Mütze tiefer, dachte an Kaffee statt an eine Brille. Dann traf mich das Licht seitlich, als würde der Hang selbst zurückleuchten. Kein Drama, sagte ich mir, nur ein bisschen grell. Stunden später fühlten sich meine Augen an, als lägen feine Splitter darunter. Eine merkwürdige, stumme Angst legte sich darüber. Etwas stimmte nicht.

Warum Schneeaugen entstehen

Schnee ist mehr als Kulisse, er ist Spiegel. Frische Schneeflächen werfen einen Großteil der UV-Strahlung zurück, die man sonst am Strand fürchtet. In den Bergen steigt das Risiko, weil die Atmosphäre dünner wird und je 1000 Höhenmeter rund 10–12 % mehr UV ankommt. Schnee reflektiert bis zu 80–90 % der UV-Strahlung. Das Licht kommt also doppelt: von oben und von unten. Selbst bei milchigem Himmel. Diese Summierung lässt die Hornhaut arbeiten, bis sie streikt.

Ein Skilehrer erzählte mir von einer Gruppe, die an einem diesigen Tag ohne Brillen losfuhr. Kein grelles Blau, eher ein fahles Weiß. Am Nachmittag sahen alle gut, am Abend konnte eine Teilnehmerin die Augen kaum öffnen. Diagnose am nächsten Morgen: Photokeratitis, landläufig Schneeblindheit. Zahlen stützen solche Geschichten: In 2000–3000 Metern Höhe ist die UV-Dosis spürbar höher, und frisch gefallener Schnee verstärkt den Effekt noch. Das Tückische: Der Schaden meldet sich zeitversetzt.

Was da passiert, ist Handwerk des Lichts. UVB-Strahlen treffen die Hornhaut, die oberste Schicht wird überreizt, Mikroverletzungen entstehen. Das fühlt sich an wie Sand im Auge, nur ohne Sand. Brennen, Tränenfluss, Lichtscheu – als hätte jemand einen Dimmer verwechselt und in die falsche Richtung gedreht. Das Licht tut plötzlich weh, als hätte der Berg selbst Zähne. Die Netzhaut ist selten betroffen, doch der Schmerz der Hornhaut reicht, um einen Tag Touren oder Arbeit im Freien zu ruinieren. Und er lässt sich simpel verhindern.

Die richtige Brille: nicht Style, sondern Schutz

Der sicherste Weg führt über UV400 und eine Form, die seitlich abschirmt. Wraparound-Modelle mit breiten Bügeln oder Gletschersonnenbrillen mit Seitenteilen halten das reflektierte Licht fern. Für sonnige Hochgebirgstage sind Filterkategorien 3 bis 4 sinnvoll, bei wechselndem Wetter funktionieren photochrome Gläser, die sich abdunkeln. Polarisation nimmt Glitzerstellen, die Kontraste werden klarer. Braun erhöht Tiefenwirkung, Grau bleibt neutral, Gelb hilft in flachem Licht. UV400 ist nicht verhandelbar.

Viele Probleme entstehen nicht am Hang, sondern am Rand. Auf dem Lift kurz die Brille absetzen, beim Cappuccino in der Sonne ohne Brille sitzen, die Mütze schiebt das Gestell nach oben – und zack, halbe Stunde ungeschützt. Kinder vergessen Brillen ständig, ihre Pupillen sind groß, der Schaden kommt schneller. Kontaktlinsen wärmen nicht, sie schützen nicht vor UV. Wir alle kennen diesen Moment, in dem man die Jacke schon zu hat und denkt: Ach, für zehn Minuten geht’s auch so. Seien wir ehrlich: Niemand macht das wirklich jeden Tag.

Manchmal hilft es, Regeln in Worte zu fassen, die bleiben.

„Ich sehe Schneeblindheit seltener bei Profis als bei Gelegenheits-Skifahrern – nicht wegen besserer Gene, sondern wegen besserer Gewohnheiten“, sagt Augenarztin Dr. Jana R., die im Winter Wochenenddienste in einer Bergklinik übernimmt.

  • Brille auf vor der Tür, nicht erst am Hang.
  • Ersatzbrille im Rucksack, möglichst leicht und robust.
  • Keine Scheiben mit Mikrokratzern – die streuen Licht.
  • Brille nie oben auf den Helm: fällt, verkratzt, ist weg.
  • Reinigen mit Wasser und Tuch, nicht mit Handschuh oder Schal.

Was bleibt, wenn die Brille sitzt

Wer seine Augen schützt, sieht länger – und entspannter. Die Welt im Winter bekommt Kontur, statt zur wässrigen Fläche zu werden. Linien in der Piste treten hervor, Eis glänzt vorhersehbar, Schatten erzählen, wo die Kanten arbeiten. Ohne Brille kann die Hornhaut binnen Minuten überreizt sein. Das klingt hart, ist aber die Wahrheit von Licht und Schnee. Schutz macht frei: Man nimmt die Umgebung bewusster wahr, weil man sie nicht abwehrt. Und plötzlich merkt man, wie viel Ruhe in weißem Lärm steckt. Vielleicht fängt dort sogar eine kleine, stille Sorgfalt an, die mehr als Augen sieht.

Kernpunkt Detail Interesse für den Leser
UV-Risiko im Schnee Schnee reflektiert 80–90 %, UV nimmt je 1000 m um 10–12 % zu Versteht, warum es auch an trüben Tagen „zu viel“ wird
Brillenauswahl UV400, Kategorie 3–4, Wraparound/Seitenschutz, Polarisation Kann zielgerichtet kaufen statt raten
Alltagsgewohnheiten Brille nicht absetzen, Ersatz mitnehmen, richtig reinigen Verhindert die typischen Fehler, spart Geld und Schmerz

FAQ :

  • Brauche ich eine Sonnenbrille im Schnee auch bei Wolken?Ja. Diffuses Licht enthält UV, das vom Schnee zurückgeworfen wird. Die Pupille weitet sich eher, was die Dosis erhöht.
  • Polarisiert oder nicht?Polarisation reduziert Blendung auf Eis und nassem Schnee. Für Pistengeher und Tourenläufer angenehm, beim Erkennen von harten Eisplatten manchmal Geschmackssache.
  • Welche Tönung bei Nebel oder flachem Licht?Gelb, Amber oder Rosé erhöhen Kontraste und helfen, Unebenheiten zu lesen. Grau bleibt neutral und ist top bei Sonne.
  • Was tun, wenn ich Anzeichen von Schneeblindheit habe?In einen abgedunkelten Raum, kühle Kompressen, künstliche Tränen, nicht reiben. Bei starken Schmerzen oder anhaltender Lichtscheu ärztlich prüfen lassen.
  • Reicht eine Modebrille mit dunklen Gläsern?Nur wenn sie UV400 zertifiziert ist und seitlich abschirmt. Dunkel heißt nicht sicher – ohne UV-Filter kann die Weitung der Pupille sogar schaden.

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