Stromschlag an der Tür: Warum es im November plötzlich überall „funkt“

Stromschlag an der Tür: Warum es im November plötzlich überall "funkt"

Ein kleiner Blitz an der Türklinke, der scharfe “Zack!”-Moment am Autotürrahmen, das Haar, das plötzlich waagerecht steht: Im November scheint es überall zu funken. Warum jetzt – und was wirklich hilft.

Ein Schritt, die Hand zur Klinke, und bäm – ein winziger, höhnischer Stich an der Fingerkuppe. Ich zuckte zurück, lachte kurz, schaute mich um, als hätte mich jemand ertappt. Dann passierte es nochmal am Briefkasten, später am Auto, und sogar beim Umarmen des Pullis vom Stuhl. *Es fühlte sich an, als hätte die Luft heimlich Strom gesammelt.* Wir alle kennen diesen Moment, wenn ein ganz normaler Griff zur Tür ein kleines Drama wird. Warum also ausgerechnet jetzt, im grauen Monat zwischen goldenen Blättern und Adventskerzen, überall diese Mini-Blitze? Eine leise Frage bleibt hängen.

Warum es im November überall „funkt“

Der November bringt zwei Dinge ins Spiel: trockene Luft und neue Materialien auf der Haut. Die Heizung läuft, die Fenster bleiben öfter zu, die Luftfeuchte rutscht in vielen Wohnungen auf 20 bis 30 Prozent – ein perfektes Biotop für statische Ladungen. Unsere Kleidung wechselt zu Fleece, Wolle, Synthetik. Der Boden? Oft Laminat oder Teppich. Und die Schuhe haben Gummisohlen, die uns prima vom Erdboden trennen. Ergebnis: Wir reiben, trennen, laden auf – und entladen uns dann schmerzhaft an der nächsten Türklinke aus Metall. Ein unromantischer Tanz, aber sehr wirkungsvoll.

Ein Beispiel aus dem Alltag: In einem Büro in Köln wurden im November mehrere “Aua-Protokolle” geführt, halb im Spaß. Jede zweite Kollegin notierte einen merklichen Stoß beim Gang zur Kaffeemaschine. Eine kurze Messung mit einem ESD-Tester zeigte: Oft sind es mehrere Tausend Volt, die sich am Körper aufbauen – allerdings mit extrem wenig Energie. Das klingt wild, doch der Mini-Blitz ist kurz, mager und bleibt bei gesunden Menschen harmlos. Wer Polyesterpulli, Gummisohlen und Teppich kombiniert, liegt statistisch vorne. Und wer dazu noch trockene Hände hat, erlebt die Funkenparade häufiger.

Physikalisch passiert etwas sehr Einfaches: der triboelektrische Effekt. Beim Reiben oder Trennen von Materialien wandern Elektronen, zwei Oberflächen laden sich gegensätzlich auf. Trockene Luft wirkt wie ein Isolator, die Ladung kann nirgendwo hin. Metallische Türklinken oder der Autotürrahmen werden dann zur Bühne für die Entladung – die Luft überspringt als winziger Funken, sobald die Feldstärke groß genug ist. **Schon 3 bis 5 Millimeter Funkenstrecke deuten auf einige Tausend Volt hin, auch wenn die Energie winzig bleibt.** Ironischerweise sind es ausgerechnet die bequemen Gummisohlen, die uns vom natürlichen Erdungskontakt fernhalten. Modern, praktisch – und elektrisch geladen.

Was jetzt hilft: kleine Handgriffe, großer Effekt

Erste Hilfe kommt aus der Luft. Eine relative Luftfeuchte zwischen 40 und 50 Prozent wirkt wie ein Weichzeichner für Ladungen. Ein kleiner Verdunster an der Heizung, ein Luftbefeuchter auf Stufe Low, mehr offen hängende Wäsche – es braucht nicht viel. Hautcreme mit etwas Glycerin oder Urea senkt den Widerstand der Haut und verteilt Ladungen sanfter. Beim Auto hilft ein Trick: erst Metall anfassen, bevor der Fuß den Boden berührt, oder einen Schlüssel an den Türrahmen tippen. Die Entladung läuft über das Metall – weniger Schmerz, weniger Schreck.

Kleidung ist die zweite Stellschraube. Naturfasern wie Baumwolle laden sich im Mix oft weniger auf als reine Kunstfasern. Wer Fleece liebt, kann darunter ein Baumwollshirt tragen und so den Effekt dämpfen. Schuhe mit Ledersohlen oder leitfähigen Einsätzen bringen etwas Erdung zurück. Im Haushalt tun es Wäsche-Weichspüler, Trocknerbälle aus Wolle oder ein Antistatik-Spray für Teppiche. Seien wir ehrlich: Das macht im Alltag kaum jemand jeden Tag. Aber zwei, drei Gewohnheiten reichen oft. **Schon das bewusste Berühren eines Metallteils mit dem Schlüssel, bevor die Handfläche folgt, kann den Unterschied machen.**

Elektronik mag die kleinen Blitze nicht. Beim PC zusammenbauen, am Router fummeln oder am Plattenspieler: kurz erden, dann anfassen.

“Was uns piekst, ist für Bauteile manchmal ein Knock-out – also lieber erst entladen, dann schrauben,” sagt ein Servicetechniker, der regelmäßig ESD-Schäden sieht.

  • Vor dem Laptop an die Heizung tippen oder an eine unlackierte Türangel.
  • Bei empfindlicher Elektronik ein ESD-Armband nutzen, wenn vorhanden.
  • Textilien mit hohem Poly-Anteil weglassen, wenn man an Platinen arbeitet.
  • Teppich im Arbeitsbereich meiden oder mit Antistatik-Spray behandeln.
  • Hände leicht eincremen – trockene Haut “sticht” häufiger.

Die kleine Lehre aus dem großen Knistern

Die Funken im November erzählen etwas über unser Zusammenspiel mit Räumen, Stoffen, Luft. Sie sind Signale: Es ist trocken, wir sind isoliert, wir reiben uns am Alltag. Wer das merkt, kann an ein paar Stellschrauben drehen, ohne seine Wohnung in ein Labor zu verwandeln. Ein wenig Feuchte, ein anderer Schuh, eine Berührung zur richtigen Zeit. **Der Rest ist Psychologie: weniger Schreck, weniger Panik, mehr Verständnis.** Und wenn es doch zischt? Dann ist da dieser Moment, in dem man kurz lacht, die Finger schüttelt und weitergeht. Manchmal hilft schon das Wissen, warum es passiert. Es entzaubert die Sache. Und bringt uns näher an die Luft, in der wir leben.

Kernpunkt Detail Interesse für den Leser
Trockene Luft Heizungsluft senkt die Feuchte auf 20–30 % Erklärt, warum gerade im November mehr Stöße passieren
Materialmix Synthetik + Gummi + Teppich laden stark auf Einfache Kleidungs- und Schuhwahl reduziert Funken
Soforthilfe Schlüssel zuerst an Metall, Hände cremen, 40–50 % rF Schnell wirksame, alltagstaugliche Maßnahmen

FAQ :

  • Warum bekomme ich vor allem abends Stromschläge an der Tür?Abends ist die Raumluft oft am trockensten, Kleidung wurde den ganzen Tag gerieben, die Ladung ist “reif” für die Entladung.
  • Ist der Stromschlag gefährlich für mich?Für gesunde Menschen ist er fast immer nur unangenehm. Die Spannung ist hoch, die Energie sehr klein.
  • Kann mein Auto dadurch leiden?Die Karosserie steckt das weg. Empfindliche Elektronik im Inneren ist geschützt. Beim Aussteigen zuerst Metall berühren, dann den Fuß setzen.
  • Hilft es, barfuß zu gehen?Auf leitfähigen Böden kann das die Ladung ableiten. Auf Teppich weniger. Ledersohlen wirken ähnlich.
  • Was tun im Büro mit Teppichboden?Befeuchtung moderat erhöhen, Antistatik-Spray nutzen, Baumwollschichten tragen und Metall kurz berühren, bevor man Geräte anfasst.

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