Schimmelgefahr: Ab diesem Feuchtigkeitswert wird Wäsche trocknen in der Wohnung riskant

Schimmelgefahr: Ab diesem Feuchtigkeitswert wird Wäsche trocknen in der Wohnung riskant

Nasse Handtücher, beschlagene Scheiben, ein süßlich-dumpfer Geruch in der Ecke – die Wohnung atmet schwer. Ab welchem Feuchtigkeitswert kippt das Ganze und macht Wäsche trocknen riskant? Es geht um Zahlen, aber auch um Routinen, die wir im Winter gern unterschätzen.

Auf dem Wäscheständer blitzen Klammern, über der Jeans hängt ein feiner Dunst, fast unsichtbar, aber da. Der Hygrometer auf der Fensterbank springt von 49 auf 57, dann 63 – als ob er nervös zuckt. Die Scheiben bekommen einen feinen Schleier, einer der Teller ist noch feucht vom Abwasch, und irgendwo unter dem Fensterbrett scheint die Luft stehen zu bleiben. Man hört die Straße, aber drinnen schwillt die Ruhe zu schwerer, feuchter Stille. Wir kennen alle diesen Moment, in dem man denkt: „Wird das hier schon zu viel?“ Die Zahl steigt zu schnell.

Schimmel durch Wäsche: Ab wann wird’s kritisch?

Eine durchschnittliche Ladung Wäsche gibt zwischen einem und zweieinhalb Litern Wasser an die Raumluft ab. Das klingt wenig, füllt aber die Luft in einem Wohnzimmer rasch auf. Luftfeuchte ist tückisch, weil sie nicht gleichmäßig verteilt ist – über dem Wäscheständer hängt mehr davon, an kalten Wänden erst recht. Kritisch wird es, wenn die relative Feuchte ausführlich über der Wohlfühlzone liegt. Und wenn kühle Oberflächen mitspielen.

Ein Beispiel macht es greifbar: 65-Quadratmeter-Wohnung, 20 Grad, Startwert 45 Prozent. Nach dem Aufhängen von zwei Ladungen schießt die Feuchte in zwei Stunden auf 68 Prozent. Die Außenwand hält nur 14 Grad an ihrer Oberfläche, der Taupunkt liegt schon bei rund 13,7 Grad. Hinter dem Schrank entsteht ein Mini-Klima, das niemand misst, aber das Pilze lieben. Wer dann noch die Tür offen lässt, verteilt das Problem nur großzügig auf alle Zimmer.

Die Faustregel, an der sich der Alltag orientieren kann: **Ab 60 Prozent beginnt das Risiko**, wenn der Wert über mehrere Stunden bleibt. Bei **65 bis 70 Prozent** wird’s für kalte Bauteile brenzlig – Kondensat ist dann kein Zufall mehr. Dahinter steckt einfache Physik: Warme Luft trägt viel Wasserdampf, kühlt sie an der Wand ab, steigt die relative Feuchte lokal bis 100 Prozent, Tropfen bilden sich. Unsichtbare Nässe kommt fast immer vor sichtbaren Tropfen. Wer das einmal im Blick hat, versteht, warum kleine Gewohnheiten große Wirkung haben.

So trocknest du Wäsche, ohne die Wohnung zu überfeuchten

Der präzise Move: Wäsche in einem warmen Raum aufstellen, Tür schließen, Hygrometer daneben. Dann Stoßlüften mit Durchzug – beide Fenster ganz auf, fünf bis zehn Minuten, Heizung kurz runterdrehen, danach wieder hoch. Ein kleiner Ventilator am Boden hilft, die feuchte Luft zur Öffnung zu schieben. Ein Luftentfeuchter auf **55 Prozent Zielwert** nimmt den Rest leise weg und spart Heizenergie, weil trockene Luft schneller warm wirkt.

Typische Fehler passieren aus Bequemlichkeit. Wäsche im Schlafzimmer? Klingt kuschlig, ist ein Mold-Magnet. Die Kippstellung am Fenster über Stunden fühlt sich richtig an, bringt aber nur kalte Wände und wenig Luftaustausch. Seien wir ehrlich: Niemand macht das wirklich jeden Tag perfekt. Also lieber einfache, wiederholbare Regeln statt Idealpläne – zwei Lüftungsrunden pro Trockengang, Abstand von 20 Zentimetern zur Außenwand, und keine Wäschestücke auf dem Heizkörper.

Wer Zahlen mag, bleibt ruhiger. Ein Hygrometer kostet wenig, verhindert viel und verleiht dem Bauchgefühl eine Skala. Bleibt der Wert hartnäckig über 60 Prozent, wechsle den Raum oder setze Entfeuchtung ein.

„Schimmel entsteht selten über Nacht, aber fast immer dort, wo Feuchte unerkannt bleibt“, sagt die Bauphysikerin Anna Kraus.

  • Tür zum Trockenraum zu, Rest der Wohnung trocken halten.
  • Stoß- oder Querlüften: 2–3 Runden à 5–10 Minuten, nicht auf Kipp parken.
  • Wäsche gut schleudern (1.200–1.400 U/min) oder kurz an der frischen Luft anziehen lassen.
  • Wäschetrockner mit Abluft/WT-Kondensationssystem im Bad nutzen, wenn vorhanden.
  • Kondenswasser auf Fensterbänken sofort abwischen, Heizung auf 19–21 Grad.

Was heißt das jetzt für unseren Alltag?

Die Zahl, auf die es ankommt, ist nicht theoretisch – sie hängt am nassen Hoodie, am Wetter vor dem Fenster, an der Temperatur der Außenwand. Wer bei 55 bis 60 Prozent aufmerksam wird, verhindert Drama, bevor es eines wird. Das ist kein Kontrollzwang, eher wie ein Schulterblick im Verkehr: einmal mehr schauen, Fahrt halten. Der Rest ist Rhythmus. Lüften, schließen, messen, wiederholen. Die Wohnung dankt mit klaren Scheiben und neutraler Luft. Und wenn es draußen nasskalt bleibt, sind kleine Hilfen erlaubt: Entfeuchter, Wäsche im Badezimmer, kurze Sonne auf dem Balkon. Verantwortung fühlt sich leichter an, wenn sie in wenige, einfache Handgriffe passt.

Kernpunkt Detail Interesse für den Leser
Feuchte-Grenzwert Risiko steigt ab 60 %, kritisch ab 65–70 % bei kalten Oberflächen Konkrete Zahl, an der man sein Verhalten ausrichtet
Lüftungsstrategie Stoß-/Querlüften 2–3×, 5–10 Min., Tür zum Trockenraum schließen Einfacher Plan, sofort umsetzbar, spart Heizkosten
Mess- und Hilfsmittel Hygrometer neben den Ständer, Entfeuchter auf 55 % Zielwert Kontrolle statt Rätselraten, weniger Schimmelangst

FAQ :

  • Ab welchem Feuchtigkeitswert wird Wäsche trocknen in der Wohnung riskant?Ab etwa 60 % relativer Luftfeuchte über mehrere Stunden steigt das Risiko, ab 65–70 % wird es an kalten Bauteilen schnell kritisch.
  • Wie viel Wasser gibt eine Wäscheladung an die Luft ab?Je nach Stoff und Schleuderdrehzahl rund 1,0–2,5 Liter – dicke Handtücher und Baumwolle liegen oben.
  • Ist Kipp-Lüften eine gute Idee beim Trocknen?Nein. Kippstellung kühlt Wände aus und tauscht wenig Luft. Besser: Fenster ganz auf, kurz und kräftig lüften.
  • Im Schlafzimmer trocknen – geht das?Besser nicht. Dort schläft man und erzeugt selbst Feuchte; die Kombination erhöht die Schimmelgefahr erheblich.
  • Was tun, wenn es schon muffig riecht oder die Scheiben beschlagen?Wäsche raus aus dem Raum, zwei Stoßlüftungen, nasse Stellen abwischen, Heizung moderat hoch, dann Feuchte messen und ggf. Entfeuchter nutzen.

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