Die letzten fünf Jahre vor der Rente sind entscheidend

Die letzten fünf Jahre vor der Rente sind entscheidend

In dieser Phase entscheidet sich, ob der Ruhestand leicht wird oder ob jeden Monat ein kleiner Knoten im Bauch bleibt. Wer jetzt klug schaltet, schafft sich Luft. Wer abwartet, zahlt später mit Zeit und Nerven. Und ja: Selbst kleine Schritte haben große Wirkung.

Im Wohnzimmer riecht es nach Kaffee, auf dem Tisch liegt der beige Umschlag der Deutschen Rentenversicherung. Petra, 61, dreht den Brief immer wieder, als ließe sich das Ergebnis verschieben, wenn sie nur den richtigen Winkel findet. Ihr Mann zählt nebenbei die Monate, die noch fehlen, und wirft Zahlen in den Raum: Netto, Brutto, Krankenversicherung, Abschläge – ein Chor aus Begriffen, der mehr verwirrt als beruhigt. Dann klingelt das Handy, Kollegin R. hat gerade ihre Teilrente beantragt und wirkt erstaunlich entspannt. Petra atmet aus, nimmt einen Stift, schreibt drei Fragen auf und zieht eine klare Linie. Etwas hat sich gedreht.

Die letzten fünf Jahre: mehr als ein Countdown

Die Idee, dass „eh alles gelaufen“ sei, hält sich hartnäckig, doch die Realität sieht anders aus. Die letzten fünf Jahre sind eine Geld-Gezeitenzone: Einkommen oft auf dem Höhepunkt, Risiken besser sichtbar, Hebel noch erreichbar. Wer jetzt die Weichen stellt, verändert nicht nur Zahlen auf Papier, sondern das Gefühl, mit dem man morgens wach wird.

Ein Beispiel, das man riechen und fühlen kann: Karin, 62, wollte mit 64,5 Jahren gehen, weil die Pflege der Mutter mehr Raum brauchte. Sie zahlte gezielt in die Rentenkasse, um Abschläge auszugleichen, schob einmalig Geld in die Betriebsrente, senkte das Aktiendepot langsam von 80 auf 50 Prozent und legte neben dem Notgroschen sechs Monatsausgaben auf ein Tagesgeldkonto. Zwei Gespräche mit der Krankenkasse später war klar: Sie erreicht die Pflichtversicherung der Rentner, und das spart ihr jeden Monat spürbar Geld.

Warum das wirkt, ist logisch: In den letzten fünf Jahren prallen zwei Welten aufeinander – die starre Logik der Systeme und die lebendige Logik des Alltags. Das Rentenkonto belohnt gezielte Beiträge, die Steuer erkennt Sonderausgaben an, das Depot reagiert sensibel auf Stürme kurz vor Ziel. Gleichzeitig ändert sich das Leben: weniger Pendeln, neue Zeitfenster, manchmal ein Umzug, manchmal ein Enkel. Gute Planung verbindet beides zu einem Plan, der nicht nur stimmt, sondern auch trägt.

Die fünf Hebel, die jetzt wirklich wirken

Hebel 1: Rentenkonto klären, Lücken schließen, Ausgleich berechnen. Der Weg ist schlicht: Renteninformation anfordern, Versicherungsverlauf prüfen, fehlende Zeiten melden, freiwillige Beiträge abwägen. Wer früher gehen will, kann ab 50 Ausgleichszahlungen leisten, um Abschläge zu neutralisieren; die DRV berechnet die Summe, und die Zahlung lässt sich staffeln. Das stärkt die Rente und schafft psychische Ruhe, weil die größte Unbekannte kleiner wird.

Hebel 2: Portfolio mit Sturzhelm – Risiko runter, Liquidität rauf, aber nicht auf Null. Die letzten Jahre sind die gefährlichsten für das Depot, wenn kurz vor Rentenstart ein Börsenrutsch kommt; ein Puffer aus 12 bis 24 Monatsausgaben auf Tages- oder Festgeld nimmt Druck raus. Aktienquote schrittweise senken, nicht in einem Rutsch, und Erträge dorthin leiten, wo sie gebraucht werden; ein Entnahmeplan steht fest, bevor die Gehaltszahlung endet. Seien wir ehrlich: Niemand macht das wirklich jeden Tag.

Hebel 3: Steuern, Krankenversicherung, Arbeit – das Dreieck glätten. Sonderausgaben wie Beiträge zur Basisrente sind in diesen Jahren steuerlich stark wirksam, Entgeltumwandlung in die bAV nutzt freie Spielräume, Teilrente mit Hinzuverdienst eröffnet Luft zum Atmen. Steuern sparen, Rendite sichern klingt trocken, fühlt sich später wie Freiheit an.

„Die letzten fünf Jahre entscheiden, wie sich die ersten zehn Rentenjahre anfühlen – finanziell und im Kopf.“

  • Check 1: Rentenauskunft, Versicherungsverlauf, Ausgleichsangebot anfordern.
  • Check 2: 12–24 Monatsausgaben Liquidität, Aktienquote planvoll reduzieren.
  • Check 3: bAV-Sonderzahlungen prüfen, Basisrente als Steuerschirm abwägen.
  • Check 4: KVdR-Status klären, freiwillige GKV-Beiträge simulieren.
  • Check 5: Teilrente und Jobmodell testen, Flexi-Rente gezielt nutzen.

Was die Praxis zeigt – und was daraus folgt

Die Sache mit dem Zeitpunkt: Wer ein bis zwei Jahre länger arbeitet, gewinnt doppelt – mehr Rentenpunkte und Zuschlag durch spätere Inanspruchnahme, jeden Monat verschiebt 0,5 Prozent nach oben. Und wer früher geht, sollte die Abschläge kennen, sie entweder tragen oder gezielt ausgleichen; es fühlt sich besser an, wenn der Plan die Wahrheit sagt. Die letzten fünf Jahre entscheiden nicht nur über Euro-Beträge, sondern über das Bauchgefühl bei jeder Abbuchung.

Die Sache mit der Krankenversicherung: Wer die Pflichtversicherung der Rentner (KVdR) erreicht, zahlt in der Regel nur Beiträge auf gesetzliche Renten, nicht auf Kapitaleinkünfte; das ist im Ergebnis oft ein Gamechanger. Der Blick zurück zählt – die 9/10-Regel über die zweite Hälfte des Erwerbslebens kann knapp werden oder gerade so klappen, und genau hier gewinnen diese Jahre Gewicht. Ein kurzes Telefonat mit der Kasse und ein Protokoll machen es greifbar.

Die Sache mit dem Depot: Das Reihenfolgenrisiko trifft nicht die Mutigen, sondern die, die Pech mit dem Kalender haben. Wer kurz vor Rentenstart einen Crash erlebt und gleichzeitig Geld entnehmen muss, zementiert Verluste, obwohl die Märkte später wieder steigen; ein Jahr mehr Liquidität oder ein verringertes Entnahmetempo entschärft die Mechanik. Es ist erstaunlich, wie viel Ruhe ein klarer Cash-Puffer in den Alltag bringt.

Hebel 4: Schulden und Wohnkosten. Eine einfache Wahrheit: Eine fast abbezahlte Immobilie schläft besser als jede Renditefantasie, wenn die Gehaltszahlung endet. Restschuldplan und Sondertilgung über fünf Jahre, dazu ein kleiner Instandhaltungstopf, verändern die Rechnung spürbar; wer mietet, verhandelt Staffel und prüft, ob ein Umzug Lebensqualität und Budget zugleich entlastet. Rentenlücke schließen kann auch heißen: Fixkosten drücken.

Hebel 5: Arbeit neu denken. Teilzeit mit Teilrente ist kein Minus, sondern ein weiches Landen; 60 Prozent Job, 30 Prozent Rente, 10 Prozent Neugier – plötzlich wirkt Zeit wieder wie ein freundlicher Partner. Wer mag, testet den Modus sechs Monate vor dem vollen Übergang und passt dann an; Hinzuverdienst zur vorgezogenen Rente ist derzeit großzügig geregelt. Wir alle kennen diesen Moment, in dem man merkt: So fühlt sich ein guter Kompromiss an.

Hebel 6: Rituale statt Dogmen. Ein Monatsritual reicht: Kontoüberblick, drei Zahlen, eine Entscheidung; kein Finanz-Highscore, sondern ein ruhiger Puls. Einmal pro Quartal die Rentenpost, die Steuer und das Depot an einen Tisch holen und die nächste kleine Schraube drehen; fünf Jahre sind kurz, aber sie bestehen aus 60 kleinen Chancen. Und was nicht zu Ihnen passt, fliegt vom Plan.

Was bleibt: ein ruhigerer Blick nach vorn

Am Ende geht es nicht um den perfekten Plan, sondern um einen Plan, der Sie trägt, wenn ein Tag mal grantig ist und die Nachrichten wieder mit großen Schlagzeilen winken. Wer in den letzten fünf Jahren vor der Rente die richtigen Dinge in die Hand nimmt – Konto klären, Puffer bauen, Steuern lenken, Arbeit formen –, merkt, wie die Geräusche leiser werden. Geld wird wieder ein Werkzeug, kein Gegner. Und ja, manches wirkt klein: eine Sonderzahlung hier, drei Prozent weniger Aktien da, ein Telefonat mit der Krankenkasse. In Summe ist es der Unterschied zwischen „es wird schon“ und „das passt so“. Das macht etwas mit einem.

Kernpunkt Detail Interesse für den Leser
Ausgleich statt Abschlag Ab 50 gezielte Zahlungen an die DRV möglich, steuerlich absetzbar Höhere Rente, früherer Start bleibt realistisch
Depot mit Sturzhelm 12–24 Monatsausgaben Liquidität, Aktienquote schrittweise senken Weniger Stress bei Börsenschwankungen kurz vor Start
KVdR-Status sichern 9/10-Regel prüfen, nötige Zeiten dokumentieren Geringere Beiträge im Alter, mehr Netto aus der Rente

FAQ :

  • Wie finde ich heraus, ob ich Abschläge ausgleichen kann?Bei der DRV ein Ausgleichsangebot anfordern; es zeigt Betrag, Wirkung und Staffelung, danach gezielt einzahlen.
  • Wie groß sollte mein Liquiditätspuffer sein?Zwischen 12 und 24 Monatsausgaben vor Rentenstart, danach laufend auf 6–12 Monate halten.
  • Ist Teilrente mit Job wirklich sinnvoll?Ja, sie glättet den Übergang und liefert neues Gefühl für Zeit und Geld; Flexi-Rente macht das flexibel.
  • Was bringt mir die Pflichtversicherung der Rentner?In der Regel Beiträge nur auf gesetzliche Renten, nicht auf Kapitalerträge; das schont das Budget.
  • Wie berechne ich meine Rentenlücke realistisch?Fixkosten plus Wunsch-Ausgaben minus sichere Netto-Einkünfte; dann Puffer addieren und den Betrag gegen Rente, bAV, Depot legen.

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