Bevor der Anruf beim Handwerker rausgeht, gibt es eine einzige Leitung, die Klarheit schafft.
Es ist früh, draußen noch blaues Grau. In der Diele klackert der Kessel an, ein leises Surren, dann dieses Geräusch: plink, plink. Auf den Fliesen ein nasser Tupfer, nicht groß, aber hartnäckig. Die Hand tastet am Kessel entlang, am Rohr, am Ventil. Keine Fontäne, nur dieser kleine, widerspenstige Tropfen, der sich wie ein Wecker anfühlt.
Ich knie mich hin, wische weg, warte. Wieder ein Tropfen. Der Blick fällt auf ein dünnes Rohr, das in einen Trichter führt. Warmes Wasser, klar, ohne Geruch. *Ein Tropfen ist selten nur ein Tropfen.*
Und genau hier entscheidet sich, ob Sie heute Geld sparen.
Das Rohr, das alles verrät: die Abblaseleitung des Sicherheitsventils
Wenn eine Heizung tropft, ist oft nicht der Heizkörper schuld. Häufig läuft Wasser über die Abblaseleitung des Sicherheitsventils ab – ein dünnes Metall- oder Kunststoffrohr, das vom Kessel in einen kleinen Trichter oder Richtung Abfluss führt. Ein kurzer Tropfen nach dem Aufheizen kann normal sein. Dauerhaftes Tropfen zeigt meist: Der Druck im System ist zu hoch.
Ein Beispiel, das viele kennen könnten: Stefan aus Köln sah jeden Abend eine Pfütze unter dem Brennwertgerät. Der Druck am Manometer lag bei 2,9 bar, die rote Markierung bei 2,5. Die Tropfen fielen aus genau diesem Rohr mit dem Trichter. Kein Defekt am Kessel, kein geplatzter Heizkörper. Er ließ etwas Wasser über einen Heizkörper ab, bis 1,6 bar erreicht waren. Das Tropfen hörte auf. 180 Euro für den Notdienst gespart, nur weil er das richtige Rohr angesehen hat.
Warum das passiert: Wasser dehnt sich beim Erwärmen aus. Das Membran-Ausdehnungsgefäß fängt diese Ausdehnung ab. Fehlt dort der passende Vordruck oder ist die Membran platt, steigt der Systemdruck. Das Sicherheitsventil öffnet kurz und leitet Wasser über die Abblaseleitung ab – genau dieses Rohr. Verwechseln viele mit dem Kondensatablauf des Brennwertgeräts. Der Kondensatablauf sitzt oft aus weißem Kunststoff, mit Siphon, manchmal mit leicht säuerlichem Geruch. Die Abblaseleitung endet meist frei in einem Trichter. Zwei ähnliche Wege, zwei verschiedene Geschichten.
So prüfen Sie das richtige Rohr – Schritt für Schritt
Gehen Sie an den Kessel. Suchen Sie das Sicherheitsventil mit roter Kappe und verfolgen Sie das daran angeschlossene Rohr bis zum Trichter oder Abfluss. Wischen Sie alles trocken. Legen Sie ein trockenes Tuch unter die Rohrmündung und warten Sie ein paar Minuten, während die Heizung läuft. Blick aufs Manometer: Kalt liegen viele Anlagen bei 1,2 bis 1,8 bar. Steigt der Druck deutlich darüber und genau dann tropft es am Abblaserohr, haben Sie die Spur.
Verwechseln ist leicht, gerade wenn Hektik im Haus ist. Der Kondensatablauf kann ebenfalls tropfen – meist kontinuierlich bei Brennwertgeräten, transparentes, kühles Wasser. Das Abblaserohr tropft eher schubweise, oft warm. Seien wir ehrlich: Keiner prüft jeden Monat den Heizungsdruck. Tun Sie es heute. Häufige Fehler: am Füllschlauch drehen und “nachfüllen”, obwohl der Druck schon zu hoch ist. Oder testweise am Sicherheitsventil drehen – das kann Leckagen erst recht starten.
Wenn der Druck hoch ist, können Sie vorsichtig an einem Heizkörper im oberen Stockwerk etwas Wasser ablassen, bis das Manometer wieder im grünen Bereich ist. Nicht literweise. Danach beobachten, ob das Tropfen endet.
“Das Abblase-Rohr ist wie ein Sicherheitsgurt: Wenn es sich meldet, hatte das System einen Grund. Erst lesen, dann handeln.” — Martin K., Heizungsbauer seit 22 Jahren
- Notfall-Check kurz und knapp:
- Wo tropft es genau: Abblaseleitung oder Kondensat?
- Wie hoch ist der Druck kalt/warm: Manometer ablesen.
- Wassertemperatur fühlen: warm spricht fürs Sicherheitsventil.
- Nach dem Ablassen erneut prüfen: bleibt der Druck stabil?
- Bei wiederkehrendem Tropfen: Ausdehnungsgefäß prüfen lassen.
Was diese kleine Leitung über Ihre Heizung verrät
Dieses Rohr ist ein Stimmungsbarometer für Ihr System. Tropft es bei steigender Temperatur, spricht viel für Überdruck und damit oft für ein müdes Ausdehnungsgefäß. Tropft es immer, kalt wie warm, liegt die Spur eher beim Kondensatablauf. Wir alle kennen den Moment, wenn das Geräusch im Flur größer wirkt als die Sache selbst. Ein Blick, ein Tuch, ein Manometer – und aus Lärm wird eine lesbare Nachricht.
Wer Igel statt Pfeilspitzen sucht, findet im Maschinenraum Zuhause kleine Wahrheiten: Druck, Temperatur, Wege des Wassers. Einmal verstanden, verliert die Tropferei ihren Schrecken. Und klar, manchmal endet die Spur beim Profi. Nicht jede Membran lässt sich mit gutem Zureden beheben. Bis dahin lohnt die Frage: Was sagt die Abblaseleitung heute? Ihre Antwort spart oft Zeit, Geld und Nerven – und schenkt Ihnen das Gefühl, die Lage im Griff zu haben.
| Kernpunkt | Detail | Interesse für den Leser |
|---|---|---|
| Abblaseleitung prüfen | Dünnes Rohr vom Sicherheitsventil in Trichter/Abfluss | Schnelle Unterscheidung zwischen “normal” und “Problem” |
| Manometer lesen | Richtwert kalt 1,2–1,8 bar, roter Zeiger bei Max | Selbstdiagnose in Sekunden, kein Werkzeug nötig |
| Ausdehnungsgefäß im Blick | Wiederkehrendes Tropfen trotz korrektem Druck | Hinweis auf Wartungsbedarf statt teurer Fehlersuche |
FAQ :
- Wie erkenne ich, ob es das Abblaserohr oder der Kondensatablauf ist?Abblaserohr: meist warmes Wasser, tropft schubweise, endet frei im Trichter. Kondensat: kühles, oft kontinuierliches Tropfen in Kunststoff-Siphon.
- Welcher Druck ist “gut” bei einer Wohnungsheizung?Viele Anlagen laufen kalt zwischen 1,2 und 1,8 bar. Der rote Markierungszeiger zeigt die Grenze. Fragen Sie im Zweifel in die Geräteunterlagen.
- Was tun, wenn der Druck zu hoch ist?Vorsichtig an einem oberen Heizkörper etwas Wasser ablassen, bis der Druck in den Normalbereich fällt. Danach beobachten, ob das Tropfen endet.
- Warum tropft es nur beim Aufheizen?Beim Erwärmen dehnt sich Wasser aus. Greift das Ausdehnungsgefäß nicht, öffnet das Sicherheitsventil und lässt über die Abblaseleitung Wasser ab.
- Wann brauche ich doch einen Profi?Wenn der Druck immer wieder steigt, das Sicherheitsventil dauerhaft tropft oder Sie das Ausdehnungsgefäß geprüft haben möchten. Dann lohnt fachlicher Blick.









