Nicht wegen des Stoffs, sondern wegen der Lücke zwischen Körper und Gurt, die daraus entsteht. Genau diese Lücke kann rechtlich als “nicht ordnungsgemäß angelegter Sicherheitsgurt” gelten – mit Bußgeld, Punkt und versicherungstechnischem Ärger.
Es ist früh, die Scheiben sind matt, der Atem malt kleine Wolken. Auf dem Parkplatz zerren Eltern ihren Kids die Mützen tiefer ins Gesicht, knöpfeln Jacken hoch, werfen die Schultaschen in den Kofferraum. Im Innenraum knackt der Frost vom Gummi, der Gurt rutscht über Daunen wie über Teflon, man denkt: passt schon, ist ja nur bis zur Ampel. Minuten später steht ein Streifenwagen an der Ecke, Blick ins Auto, routinierte Geste auf den Gurt. Dann die Frage, die niemand hören will: Trägt der Gurt richtig am Körper?
Warum Winterjacken im Auto zum Problem werden
Die Szene wirkt banal – und ist doch heikel. Eine dicke Jacke bläht den Oberkörper auf, der Gurt liegt nicht dicht an, sondern schwebt über Luftpolstern. Beim Bremsen komprimiert sich die Füllung, der Körper rutscht in den Gurt, der dann zu spät und an der falschen Stelle bremst. Der Schultergurt wandert Richtung Hals, der Beckengurt klettert auf den Bauch. Genau das meinen Experten, wenn sie sagen: Der Gurt muss “körpernah” sitzen.
Crashversuche von ADAC und DEKRA zeigen: Schon wenige Zentimeter Luft unter dem Gurt vervielfachen das Verletzungsrisiko. Bei dicken Daunenjacken entstehen schnell 6 bis 10 Zentimeter Spiel, bei Kindern im Sitz sogar noch mehr. Die Kräfte landen dann nicht auf Becken und Schlüsselbein, sondern auf Bauch und Weichteilen – innere Verletzungen drohen. Wir alle kennen diesen Moment, wenn man “nur kurz” losfährt und die Jacke anbehält. Genau da passiert’s am häufigsten.
Juristisch ist das klar verankert: §21a StVO verlangt einen ordnungsgemäß angelegten Sicherheitsgurt. Bedeutet: Gurt straff, auf Hüftknochen und Schulter, nicht verdreht, nicht gepolstert. Wird die Schutzwirkung durch die Jacke beeinträchtigt, kann das als Verstoß gewertet werden – Bußgeld 30 Euro für Erwachsene. Bei Kindern steigt’s: Wird ein Kind nicht korrekt gesichert, drohen 60 Euro und ein Punkt in Flensburg, bei mehreren Kindern 70 Euro und ein Punkt. Im Schadenfall kann das als Mitverschulden ausgelegt werden.
So sitzt der Gurt richtig – auch im Winter
Der sicherste Trick ist simpel: Jacke im Auto öffnen oder ausziehen und auf den Sitz legen, Gurt anlegen, Jacke als Decke über die Beine. Sitz- und Lenkradheizung oder eine dünne Decke helfen. Der Beckengurt muss auf dem Becken liegen, nicht auf dem Bauch; der Schultergurt mittig über die Schulter, nah am Körper. Nach dem Anschnallen Gurt mit der flachen Hand an der Schulter kurz nachziehen – straff, aber nicht einschneidend.
Für Kinder gilt die “Kneiftest-Regel”: Nach dem Anschnallen am Gurtband auf Brusthöhe mit zwei Fingern greifen – lässt es sich noch “kneifen”, ist zu viel Luft drin. Dicke Jacke aus, dünne Fleece-Schicht an, dann Gurte so einstellen, dass sie hautnah anliegen. Viele Eltern öffnen nur die Jacke und führen den Gurt innen entlang. Klingt klug, ist es nicht immer: Die Jacke komprimiert trotzdem, das Spiel bleibt. Seien wir ehrlich: Das macht am Ende niemand jeden Tag.
“Es geht um Zentimeter, die über Prellungen entscheiden – oder über innere Verletzungen,” sagt ein Unfallanalytiker. “Der Gurt kann nur schützen, wenn er am Körper anliegt.”
- Schnell-Check für Erwachsene: Jacke auf, Gurt an, an der Schulter nachziehen, Beckengurt tief führen.
- Schnell-Check für Kinder: Jacke aus oder geöffnet und beiseite, Gurte straffziehen, Kneiftest machen.
- No-Gos: Gurt unter dem Arm, überm Hals, verdreht, über Rucksack oder dickem Schal.
Mythen, Bußgelder, Versicherung – was wirklich zählt
“Winterjacken sind verboten” – nein. Verboten ist, den Gurt nicht korrekt anzulegen. Eine dicke Jacke kann genau dazu führen. Wer so fährt, riskiert bei einer Kontrolle ein Verwarngeld. Brisanter wird es nach einem Crash: War der Gurt offenkundig wirkungslos angelegt, kann das als Mitverschulden gewertet werden. Die Haftpflicht zahlt zwar den Schaden des Gegners, aber der eigene Anspruch kann gekürzt werden.
Versicherer schauen auf die Kausalität: Führte die falsche Sicherung zu schwereren Verletzungen, wird’s unangenehm. In der Kasko kann grobe Fahrlässigkeit zu Abzügen führen – selten der alleinige Grund, aber möglich im Paket mit anderen Versäumnissen. Für Kinder ist die Lage strenger. Ein Kind mit dicker Jacke im Sitz gilt schnell als “nicht ordnungsgemäß gesichert”. Das Bußgeld trifft die Erwachsenen, die Verantwortung auch.
Es klingt nach Kleinkram – ist es aber nicht. In realen Unfällen zeigen Gutachten immer wieder: Der Beckengurt lag zu hoch, der Oberkörper rutschte unter dem Schultergurt durch. Genau das verhindert man mit zwei Handgriffen vor der Abfahrt. Wer’s ritualisiert wie das Schließen der Tür, spart Diskussionen mit der Polizei und Schmerzen nach dem Crash. Kleine Routine, große Wirkung.
Wärme ohne Risiko – praxistauglich und alltagssicher
So bleibt’s warm, ohne den Gurt zu sabotieren: Im Auto Jacke aus und über die Beine legen, dünne Midlayer tragen, Handschuhe ablegen, bevor es losgeht. Lüftung früh auf den Oberkörper, Sitzheizung an, Heckscheibe frei. Nach 200 Metern kurz den Gurt prüfen, einmal an der Schulter nachziehen. Für Kinder: Fußsack oder Decke nutzen, Fleece statt Daune, Mütze und warme Socken retten mehr Wärme als jede Jacke im Sitz.
Typische Fehler passieren aus Stress. Der Gurt wird über die Kapuze geführt, verläuft am Hals oder klemmt am dicken Schal. Auch beliebt: Rucksack auf dem Rücken lassen – der drückt den Oberkörper vor und macht den Gurt wirkungslos. Besser: Rucksack runter, Schal lockern oder ablegen, Kapuze außen. Und ja, manchmal friert man die ersten zwei Minuten. Dann wird’s schnell cozy.
“Wer friert, fährt nicht besser – wer beweglich und gut gesichert ist, schon,” sagt eine Fahrlehrerin, die im Winter jeden Tag prüft.
- Pro-Tipp: Gurt-Höheneinstellung nutzen, damit der Schultergurt nicht am Hals schneidet.
- Rücken frei: Keine großen Schlüsselbunde, Smartphones oder Geldbörsen in der Gesäßtasche.
- Bewegung prüfen: Arme vor dem Losfahren strecken – volles Lenkrad-Spiel? Sonst Jacke aus.
Und jetzt?
Die kalte Wahrheit: Wärmeschichten und Sicherheit rivalisieren im Auto. Wer die Jacke ablegt, gewinnt beide Welten – Beweglichkeit und Schutz, Wärme nach wenigen Straßenlaternen. Vielleicht ist genau das der Moment, in dem ein Alltagsreflex entsteht: Tür zu, Jacke auf den Beifahrersitz, Klick, kurzer Zug am Gurt. Das kostet zehn Sekunden und nimmt eine Sorge von der Liste. Erzählen Sie’s weiter, teilen Sie den Trick. Manchmal wandern gute Routinen schneller als die Kälte.
| Kernpunkt | Detail | Interesse für den Leser |
|---|---|---|
| Gurt muss körpernah anliegen | Daunen schaffen 6–10 cm Luft, Gurt wirkt verspätet | Verletzungsrisiko sinkt mit zwei einfachen Handgriffen |
| Rechtliche Lage | §21a StVO, Bußgeld 30 €; bei Kindern 60–70 € + 1 Punkt | Konkrete Folgen bei Kontrolle und Unfall |
| Alltagstaugliche Lösungen | Jacke aus/auf, Fleece, Decke, Gurt nachziehen, Kneiftest | Sofort umsetzbar, ohne zu frieren |
FAQ :
- Sind dicke Winterjacken beim Autofahren verboten?Nein. Verboten ist der nicht ordnungsgemäß angelegte Gurt. Dicke Jacken führen oft genau dazu – und dann droht ein Bußgeld.
- Wie hoch ist das Bußgeld in Deutschland?Erwachsene ohne korrekt angelegten Gurt: 30 €. Kinder nicht korrekt gesichert: 60 € und 1 Punkt, bei mehreren Kindern 70 € und 1 Punkt.
- Darf mein Kind mit geöffneter Jacke im Sitz angeschnallt werden?Nur wenn Gurte/Hosenträger des Sitzes hautnah anliegen. Besser: Jacke aus und Decke über das Kind, dann Kneiftest machen.
- Wie bleibe ich warm, wenn ich die Jacke ablege?Fleece-Midlayer, Sitz-/Lenkradheizung, Decke über die Beine, warme Socken und Mütze. Wärme kommt nach wenigen Minuten im Auto.
- Kann die Versicherung kürzen, wenn die Jacke den Gurt wirkungslos macht?Ja, bei nachgewiesenem Mitverschulden. Wird der Schaden durch falsches Anschnallen größer, drohen Kürzungen des Anspruchs.









